Als Jahrgang 1970 habe ich die große Epoche des schönen und erfolgreichen DDR-Fußballs nur am Rande erlebt. Mir blieben die hässlichen 80er-Jahre, mit dem Getrete limitierter Verteidiger, dem Serienmeister, langweiligem Pärchenbetrieb und steten Enttäuschungen, wenn die DDR mit großer Zuverlässigkeit EM und WM verpasste. Frierend und fluchend stand ich oft auf den Rängen des Geraer Stadions der Freundschaft, wo es viel Schatten und wenig Licht gab. Aber trotzdem blieb ich dabei, es ist eben Liebe, da vergibt man so gut wie alles.
Ohne die völlig uninteressante Meisterschaft wäre ich vielleicht auch nicht auf die Idee gekommen, mal in die Vergangenheit zu schauen. Und siehe da: Bunt war der Strauß früherer Champions, fast märchenhaft klangen Namen wie Thale, Weißenfels, Dessau, Stendal und Gera angesichts des Einheitsbreis der 80er mit Dynamo an der Spitze. So ging’s los, ich las Fuwo, ich verschlang Bücher, ich durchforstete das Sport-Echo. Ich schaute, was ich konnte, jubelte teils als einziger über die seltenen DDR-Erfolge. Und dann war die DDR 1990 Geschichte, die Vereine gaben sich seltsame Namen und Farben, das Alte zählte nicht mehr.
Auch für mich nicht, denn neben der Traktorwerkstatt drückte ich die Schulbank, studierte und wurde Journalist. Geschichten ausgraben, nachprüfen und erzählen ist seit mehr als 20 Jahren mein Beruf, das machte ich erst ganz klassisch für im Lokalen für Tageszeitungen und später für Magazine aus Technik, Landwirtschaft und Verkehr – bis heute. Nur Sport machte ich nicht, er war mir heilig.
Aber was war das für ein Sport geworden? Es tat mir weh, dass sich Champions wie der 1.FCM mit einem 1. FC Lübars oder SC Gatow um Punkte balgen mussten, dass ein DDR-Meister plötzlich in Zeulenroda antrat. Und es kam noch schlimmer: Im Westen wurden die bewunderten Clubs als das behandelt, was sie geworden waren – unterklassige, verarmte Amateure. Und manchmal benahmen sie sich auch so.
Mit dem Projekt „Fußballhistoriker“ will ich an den anderen, den oft vergessenen Teil erinnern. An die großartige Zeit, an überraschende Rekorde, an David gegen Goliath, unvergessene Tore. An Stars, die keine waren und die durch den Fußball vielen Menschen Freude machten. Ich will daran erinnern, damit unsere Vereine und ihre Gegner wissen, wer wir sind.
Und deshalb schreibe ich jetzt auch darüber – mit Freude, Lust und Wissen.
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